Donnerstag, 22. Mai 2014

21.05.2014: Unser 8ter Tag auf durch den Azoren

Heute steht wieder mal wenig Wandern und viel Busfahren auf dem Programm.
Zunächst fahren wir wieder Richtung Norden und durchqueren dabei eine ältere "Industriestadt": Lagos. Hier hat einzig Nestle als internationaler Konzern über  alle Krisen hinweg eine Fabrik für Milchprodukte am Leben erhalten. Nach und nach wurden Lärm und sonstige Umweltbeeinträchtigungen weg-optimiert, so dass heute die Fabrik, obwohl nun von Wohngebieten umgeben, von der Bevölkerung akzeptiert ist. Ansonsten finden sich dort noch die Weizenspeicher (früher mit heimischer Ernte befüllt, heute überwiegend importiert) und Keramik- bzw. Fliesen-Brennereien.
Weiter geht es hinauf in die Berg zum See "Lagua do Fogo", der in einer Caldeira liegt, und im Sommer als Bade- und als Freizeitgebiet genutzt wird. Heute waren bei starkem Wind und Temperaturen von 11°C nicht viel los, auch die Forellenangler hatten noch keine Saison.
Danach geht es wieder hinunter Richtung Küste in die kleine Stadt Ribeira Grande. Während der Großteil der Gruppe dort eine Kaffeepause einlegt schalgen Hilde und ich uns bis zur Küste durch, uns bekommen dort einen Eindruck davon wie es auf den Azoren wohl vor 30 Jahren ausgesehen hat. Obwohl sich hier einer der wenigen Sandstrände der Insel befindet gibt es keinerlei touristische Infrastruktur. Ärmlich Häuslein drängeln sich im tristen Grau bis ans Ufer.

Hier gibt es also noch viel zu tun.
Nun geht es wieder aufwärts und wir besuchen eine Teeplantage: Es ist die Einzige die alle Krisen überstanden hat und nun seit ca. 200 Jahren Tee produziert. Eine mögliche Ursache ist dass dieser Familienbetrieb seine Energie über ein Wasserkraftwerk selbst erzeugt und damit günstig produzieren kann. Da auch heute noch mit den Werkzeugen und Original-Maschinen des 19ten Jahrhundert arbeitet ist der Besuch der Fabrikation wie ein Gang durch ein Industriemuseum.

Hilde beim Teepflücken

Ein Original-Teeblatt-Rollerat
Kleiner Gag am Rande: Als Tee auf den Azoren eingeführt wurde hat man mit viel Mühe in China Pflanzen gekauft und chinesische Spezialisten angeworben. Als die dann auf den Azoren ankamen stellte man fest dass die Teepflanze dort schon seit Jahrzehnten angebaut wurde: Als Zierpflanze in diversen Gärten.
Da es auf den Azoren keine der typischen Tee-Krankheiten oder Schädlinge gibt, kommt der Anbau völlig ohne Einsatz von Pestiziden oder ähnlichem aus, was den Tee zu einer besonderen Qualität verhilft. Leider ist die Gesamtmenge der Produktion so gering dass er in Deutschland trotz hervorragender Testergebnisse nicht zu kaufen ist. Es sein denn direkt via Internet und man lässt ihn sich von einem Touristen mitbringen: 50% der Ernte wird heute von Touristen aufgekauft.

Weiter geht es bergauf in den nächsten Vulkankessel: Die Caleira do Furnas. Hier liegt der letzte Vulkanausbruch gerade 400 Jahre zurück. Und dort ist eine der wenigen Stellen der Insel wo es heiße Quellen gibt und es brodelt und dampft.
Heiße Quellen bei Furnas
Die Anwohner nutzen die als kostengünstige Kochgelegenheit: Großen Töpfe werden mit Fleisch und Gemüse gefüllt und dann 5-6 Stunden in der heißen Erde bei ca. 90°C gegart. 

Der Kochtopf wir aus dem Erdloch gehoben
Das Essen ist reichhaltig, aber niht unbedingt mein Ding: Das Fleisch ist zwar schön zart, aber letztlich doch einfach nur Eintopf. Und das Lokal mit Touristen voll gestopft, außer uns noch mindestens zwei, drei andere Gruppen, der Lärmpegel ist auf Disco-Niveau.
Vom Mittagessen erholen wir uns im wunderschönen botanischen Garten "Terra Nostra" von Furnas, der von einem Engländer angelegt und von den portugisischen Nachbesitzern weiter ausgebaut und gepflegt wurde. Als Besonderheit bietet dieser Park im Zentrum ein Themalschwimmbad, dass auch wir nutzen. Die gelbliche Farbe des Wassers ist angeblich "natürlichen Ursprungs".
Thermalschwimmbecken im Park "Terra Nostra" in Furnas
Wassertemperatur ca. 33°C, Lufttemperatur 14°C, Duschen nur mit kaltem Wasser.

Danach geht die Fahrt wieder zurück nach Ponta Delgada. Unterwegs passieren wir dabei das Geothermie-Kraftwerk, das ca. 25% des auf Sao Miguel benötigten Stroms erzeugt. Geplant sind 45%, der Ausbau ist im Gang. Die Bohrungen gehen bis in ca. 1000 m Tiefe


Am Hotel verabschieden wir uns von unser bisherigen Guide José, der eingen guten Job geleistet hat. Seine Scherze und seine lustiges Deutsch werden wir vermissen. Ab morgen wird uns Frank begleiten, ein Schreiner der hier auf den Azoren vor 25 Jahren hängen geblieben ist.

Den Tag beenden wir nach dem Abendessen mit einem 2h-Spaziergang entlang der Küstenpromenade, wobei wir den hiesigen Knast und den ersten Radweg entdecken

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